Die erste Volleyball-Herrenmannschaft des USV Potsdam setzte sich am Samstag Abend (10.12.2016) in der Regionalliga Nordost zum Abschluss der Hinrunde mit 3:2 (25:21, 25:15, 17:25, 26:28, 15:11) gegen die Spielgemeinschaft Prieros / Königs Wusterhausen durch. Dabei erhielt ein lange unterschätztes und sinnlos durch die Gegend getragenes Möbelstück eine überraschende, neue Rolle. Als wertvollster Spieler wurde auf Seiten des USV Diagonalakteur Christian Burkhardt ausgezeichnet.

Es war ein Spiel, in welchem Warnehmungsfehler von gleich drei Parteien zu einer Partie beitrugen, die zumindest auf diesem Wege zu erheblichem Unterhaltungswert fand. Das Schiedsgericht bemängelte bereits vor Anpfiff, dass die beiden Antennen in der Summe wohl 2-3 cm zu weit auseinanderstünden, ließen sich aber schließlich doch noch auf die Argumentationskette ein, dass das gleiche Netz mit denselben Antennen in den letzten 80-100 Spielen als regelkonform bewertet wurde und die vergilbten und verklebten Knoten nur mit überdurchschnittlich langen Fingernägeln oder anderem geeigneten Werkzeug überhaupt hätten geöffnet und die Antennen so erneut hätten positioniert werden können. Dass die äußeren Spielfeldbegrenzungen der erlaubten Zone, den Ball zum Feld des Gegners zu spielen, im weiteren Verlauf des Spiels noch erheblich auf selbiges einwirken sollten, war hier natürlich noch nicht zu erahnen. Der USV begann gegen eine junge Truppe aus KW spielerisch dominant und leistete sich im ersten Satz lediglich einige Schwächen in der Akzeptanz von Warnehmungsfehlern des Schiedsgerichts, welches teils deutliche „in’s“ oder „out’s“ regelmäßig ins Gegenteil verkehrten. Unbeeindruckt davon behielt der USV im ersten Abschnitt nach 11:7 und 21:16 mit 25:21 die Oberhand und dominierte den zweiten Satz (6:2, 13:6, 25:15) gegen Eigenfehler zu hauf produzierende Gäste. Prieros wog die Gastgeber in der trügerischen Sicherheit eines schnellen 3:0-Erfolgs, wobei letztere den Start in den dritten Satz verpennten, zahlreiche Aufschlagfehler, miserable Annahmen und Angriffsfehler einstreuten und so das Spiel wieder spannend gestalteten. Beim Stand von 9:15 griffen dann auch wiederholt die Unparteiischen aktiv ins Geschehen ein, nachdem sich Ex-Olympionike Andreas Scheuerpflug ein wenig emotional zum Zuspielversuch des Gegners äußerte, was ihm den Blick auf den gelben Karton bescherte (Wie ungebildet ist eigentlich die Jugend von heute, wenn man bei offensichtlicher Beschreibung einer lebenden Legende von „dem Spieler“ spricht? Hier würde sogar Wikipedia helfen!). Dass der Block der Gäste im direkt anschließenden Ballwechsel fast das Netz abbaute, aber wiederum kein Pfiff ertönte, sorgte für weiteren Unmut, den der Schiedsrichter mit der roten Karte gegen Scheuerpflug ahndete. Mehr Öl konnte man in dieser Situation nicht ins Feuer gießen – jedenfalls sicherte sich Prieros den 25:17 den dritten Satz – auch, weil deren Diagonalspieler inzwischen beschlossen hatte, ebenfalls am Spiel teilnehmen zu wollen. Im vierten Satz beim Stand von 6:5 lief das Fass dann endgültig über: Gäste-Angreifer Tilo König schlug den Ball außerhalb der Antenne in des Gegners Feld, was zu einem weiteren initial beschriebenen Warnehmungsfehler dritter Spielpartei führte. Die daraus resultierende Diskussion drehte sich abermals um das korrekte Positionieren der Antenne, wobei der zweite Schiedsrichter den Vorschlag unterbreitete das Netz an der Unterseite zu entspannen, um die Antenne vertikal in die Senkrechte zum Boden zu bringen. Die Aussage Scheuerpflugs „Wenn du selbst schon mal Volleyball gespielt hättest, wüsstest du, dass man Netze unten nicht entspannt“ daraufhin mit einer Hinausstellung (gelb und rot zusammen) zu bewerten mag übertrieben sein, aber diese Angriffsfläche muss man auch nicht zwangsläufig bieten. In jedem Fall brachte es eingangs erwähntem Möbelstück nun endlich eine völlig neue Bedeutung bei. Spieltag für Spieltag fragte man sich, wozu diese Dinger, die qualitativ auch nicht besonders hochwertig sein dürften, zwischen Auswechselbank und Aufwärmfläche eigentlich dienen sollten. Nie durfte dort jemand sitzen, keine Jacke übergehangen sein und schon gar kein Handtuch drauf liegen. Missmutig wurden sie immer wieder auf’s Neue in vierfacher Ausführung aus den Katakomben geholt und jetzt das! Dass es ausgerechnet den ruhigen, besonnenen und so erfahrenen Andreas Scheuerpflug treffen würde – damit konnte nun wirklich niemand rechnen. Christoph Schneider sprang jedenfalls für den Verbannten ein und machte seine Sache sehr ordentlich. Ab dem 18:18 war es ein Kopf-an-Kopf-Rennen, in dem Prieros dank Gottes Hilfe den vierten Satzball zum Satzausgleich nutzen konnte – 26:28. Im Tiebreak kam Andi Scheuerpflug nach ausgiebiger Erholungsphase dann wieder zurück auf’s Feld und bewies einmal mehr, dass man mit fast 49,5 Jahren die Regionalliga nach Belieben dominieren kann. Das überforderte Schiedsgericht pfiff ihm zwar nochmal einen Hinterfeldangriff „aus“, der einen guten Meter im Feld landete, aber das konnte nun auch niemanden mehr aus der Ruhe bringen und der USV obsiegte mit 15:11.

MVP wurde übrigens vollkommen verdient Christian Burkhardt, der eine sehr gute Angriffsquote hatte und in jeder Situation anspielbar war. So gesehen wurde wieder ein Punkt verschenkt. Durch den Sieg überwintert das Team auf Platz 8, der aller Voraussicht nach nicht für den Klassenerhalt in dieser Saison reichen dürfte. Allen Lesern wünschen wir eine schöne Adventszeit, ein friedvolles Weihnachtsfest und ein guten Start ins Jahr 2017.

P.S.: Die erste Damenmannschaft gewann am Abend gegen Spandau mit 3:0 (25:18, 25:14, 25:14). Mehr als der im Spielbericht des Regionalliga-Pressewarts gegebenen Zusammenfassung („Spandau war erschreckend schwach und zeigte kaum Gegenwehr, so dass meine Mädchen nicht mal eine besondere Leistung zeigen mussten, um drei Punkte zu holen.“) bedarf es hier leider nicht.

Für den USV am Ball:

Christian Burkhardt, Roger Büchsenschuß, Andreas Scheuerpflug, Attila Dahmann, Martin Grohs, Robert Ließ, Lars Hurtig, Christoph Schneider, Toni Piotrowski, Lukas Wieland, Thomas Schulze

3:2 gegen Prieros: Strafstuhl erhält vollkommen unerwartete Bedeutung
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Ein Kommentar zu „3:2 gegen Prieros: Strafstuhl erhält vollkommen unerwartete Bedeutung

  • 14. Dezember 2016 um 22:05 Uhr
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    Hi Andi, was liest man denn da ;-)?
    Hab grad mal zum Spass gesurft, ob beim USV Potsdam noch was läuft, und siehe da: die Legende bewegt sich noch.
    Und anscheinend immer noch mit voller Leidenschaft. Und den hurtigen Lars gibt es auch noch. Stark!!!
    Liebe Grüsse aus der Schweiz nach Potsdam und Gratulation zu Eurem turbulenten Sieg
    Markus (der alte Halder oder Lukas oder wie auch immer)

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